So, weiter geht´s.
Ich bin ja noch gar nicht fertig mit erzählen.
Freitag, 11. Februar:
In der Nacht hat es ganz fürchterlich geregnet. Richtig laut und ohne Unterbrechung.
Bei unsrer Vorfrühstücksrunde ist auf dem Deich Möwenflut.
Und Pfützenflut.
Und diese Pfützen schmecken gut.
Beim Weitergehen muss ich mich schon wieder tierisch aufregen. Schade, dass Annegret immer so langsam mit der Kamera ist. Ein Kanickel jagt ein paar Meter vor mir die Böschung runter und – tschpp! – in seine Höhle. Aber nicht ganz. Was eingekringelt ist, ist nämlich der Stummelschwanz! Den konnte ich noch lange sehen und es nicht fassen, aber riechen! Elende Kreatur!
Der frische Maulwurfshaufen passt mir auch nicht.
Ich muss ihn besprengen.
„Komm, Hannes, wir gehen erstmal frühstücken. Danach will ich dir was vorführen.“
Ich bin gespannt. Das fledderige Hollandbrot, das Annegret überhaupt nicht richtig schneiden kann, brockt sie und geht damit raus.
Ich neugierig hinterher. Dann wirft sie die Brocken auf den Rasen …
und sagt: „Pass auf, die Dohle sieht zu und wird es melden.“
Und – hast du nicht gesehen! kommen in Windeseile die gierigen Schreivögel!
Das ist aber jetzt wirklich mehr, als meine Nerven verkraften können. Mit einem jähen Sprung und einem knallharten Beller räume ich auf.
Mit Erfolg!
Und dann schiebe ich noch ein bisschen Wache.
Allerdings nicht nur ich.
Danach fahren wir ein paar Kilometer und gehen auf einem anderen Deich spazieren. Es ist überall so pitschenass. Nur die Hartgesottenen lassen sich nicht schrecken.
„O“, sagt Annegret, „da hinten hat sich wohl einer verfahren!“
Ich habe aber schon was anderes entdeckt.
Hunde!
Die mich allerdings auch und – zack! – bin ich schon umringt.
Einmal rundschnuffeln und schon sind sie wieder weg.
Als wenn ich nicht langsam genug von aller Viehcherei hätte, kommen wir noch an einem Tierpark vorbei.
Der Straußenvogel ist besonders komisch. Ich glaube, der mag mich nicht. Aus seinem Bauch gurgelt er tiefe Töne durch den langen Hals zum Schnabel raus.
Das andere Federvieh sehe ich mir auch noch an.
Aber ich beschließe, cool zu bleiben und mich nicht mehr aufzuregen.
Das gefällt Annegret.
Am Nachmittag ist das Wetter immer noch erbärmlich. Wir unternehmen wieder einen kurzen Ausflug, aber die Spazierrunde, die Annegret in einem kleinen Naturschutzgebiet ausgesucht hat, … na ja, seht selbst, wie ratlos ich bin.
Mal sehen, wie´s morgen ist.
Samstag, 12. Februar:
O, es regnet nicht!
Da muss ich doch gleich mal meine Nase durch den Jägerzaun schieben und schnuppern, was der neue Tag mir bringt.
„Hannes, das sieht lustig aus, wie du durch den Zaun lugst!“
Es ist saukalt geworden. So 2 oder 3 Grad.
„Is ejal“, sagt Annegret, „wir gehen trotzdem raus. Wenigstens ein Stündchen.“ Sie sucht was raus, wo wir noch nicht waren. Und schon lernen wir wieder dazu.
Nämlich, dass Tauchern die Temperaturen auch ejal sind.
Und dass außer Zwiebels hier auch viel Rosenkohl wächst.
„Ein Kilo Rosenkohl bitte!“ sagt Annegret. Aber die Erntemaschinen reagieren nicht.
Als wir durch Browershaven zurückfahren, bremst sie auf einmal. „Moment, Hannes, ich bin gleich wieder da.“
Sie hatte in den letzten Tagen mehrfach einen Riesendreckberg am Bürgersteig gesehen, ohne Erklärung. Jetzt, wo es so grauenhaft geregnet hat, kommen allerlei Kartoffeln zum Vorschein.
„Ein Kilo Kartoffeln bitte!“ höre ich sie sagen.
Sonntag, 13. Februar:
Unveränderte Kalt- und Nasswetterlage. Hm.
Viele sind zum Segeln angereist.
Es interessiert mich aber nicht wirklich.
„Schade, Hannes“, sagt Annegret, „der Urlaub hört nicht gerade prickelnd auf. Morgen müssen wir wieder fahren.“
O, das ist aber wirklich sehr, sehr schade. Ich hatte gerade angefangen, mich ein bisschen zu erholen und an das ganze Getier zu gewöhnen.
Montag, 14. Februar:
„Mein herzallerliebster alter Stinkhund“, weckt Annegret mich, „du hast heute Geburtstag!“
Was habe ich? Geburtstag?
„Ja, du wirst heute leider, leider schon 8 Jahre alt. Und aus einer Feier wie sonst alle Jahre wird auch nix. Wir müssen jetzt zurückfahren!“
Ich bekomme tatsächlich nur ein kleines Geschenk.
Und noch einen „mündlichen Gutschein“:
Wenn alles klappt, fährt Annegret mit mir und exklusiv für mich im März noch ein paar Tage an die Mosel.
Der Abschied fällt mir trotzdem schwer. Am Kofferraum gibt es ´ne längere Diskussion, weil ich nicht einsteige.
Aber es nützt alles nichts.
Ich muss rein.
Schon bald macht Annegret eine kleine Pause und wir gehen ein Stückchen. Sie will meine Laune heben.
Aber mir ist alles ejal.
Auch das Geflügel.
Und auch die schöne Zeelandbrücke.