Abgeschleppt!

O Hilfe, was für ein Urlaubsstart!

Annegret hatte tagelang frohlockt, dass sie jetzt den mündlichen Gutschein zu meinem Geburtstag einlösen will und wir an die Mosel fahren.
Und dann das!

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Seht ihr mich im Kofferraum kauern?
Wir waren mittags quietschvergnügt gestartet. Wetter gut, Laune gut, keine stundenlange Fahrt. Nach 101 km sagt Annegret: „Hannes, ich fahre runter von der Autobahn. Wir jückeln die letzte halbe Stunde über die Landstraßen, das ist viel schöner.“

Kaum ist sie von der Autobahn runter, sieht sie eine blaue Qualmwolke und sagt: „Was für ein Umweltschwein fährt denn hier?“ Aber außer unserem ist kein anderes Auto zu sehen. Sofort hält sie am Straßenrand. Weiterfahren unmöglich. Warnblinkanlage an.

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Warndreieck raus.

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Tief durchatmen. Nerven behalten. ADAC anrufen. Bis der kommt, gehen wir ein bisschen auf und ab. „Happy-Drink“ bringt uns jetzt nix.

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„Mensch Hannes, stell dir vor, wir wären jetzt mit Auto kaputt noch auf der Autobahn.“

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Nach einer halben Stunde kommt die Straßenwacht. Der Profi macht unseren Motor an, hinten kommt die größte Gestankwolke raus. Alles klar: „Der Turbolader ist hin. Ich rufe einen Abschleppwagen.“ O je. Annegret sagt, dass wir gerade für eine Woche in Urlaub wollen und eigentlich gleich da sind, aber jetzt – aus der Traum. Obwohl ich das alles nicht richtig verstehe, merke ich schon, dass hier etwas nicht stimmt. Ich komme wieder in den Kofferraum und beobachte alles.

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Dann werden wir nach Daun gebracht. Total falsche Richtung, aber es die nächste VW-Werkstatt.

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Dort komme ich mir total blöd vor, auch weil ich Annegret überhaupt nicht helfen kann. Als sie hört, dass die Reparatur 1.500 Euro kosten soll, ist sie ganz runter mit den Nerven. Und wenn der Katalysator Öl abbekommen hat, nochmal 1000 Euro. „O Hilfe“, sagt Annegret, „was soll ich nur tun? Für so viel Geld kriege ich doch schon einen neuen Alten!“ Außerdem muss der Wagen 3 Tage in der Werkstatt bleiben. Sie telefoniert immer wieder mit dem ADAC und unserer Werkstatt zu Hause und wegen Leihwagen und so. Kurz vor Ladenschluss wird dann unser ganzes Gepäck umgeladen und wir fahren mit einem ganz fremden, supersauberen Auto weiter. Das hat noch nie ein Hundehaar gesehen, – bis jetzt. „Hannes“, sagt Annegret, „meine Urlaubslaune ist dahin!“ Es dämmert schon ziemlich, als sie auf einmal bremst und aufschreit: „Nein!!!“ Beinahe wäre ihr ein Reh ins Auto gesprungen. Jetzt reicht´s!

Im Dunkeln kommen wir an unserem Ferienhäuschen an.

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Ich verkrümele mich schnell aufs Bett. Annegret hat keine Lust, den Fernseher oder die Musikanlage oder den Kamin anzumachen. Dabei hatte sie extra Kaminholz mitgenommen. Das ist aber im anderen Auto geblieben.
Erstmal schlafen auf den Schreck. Dann sehen wir weiter.

 

„Guten Morgen, lieber Hannes! Ich habe mir heute Nacht überlegt, was wir machen. Die Sonne macht´s uns vor!“ Trotz dickstem Nebel einfach wieder hochkommen und gegen alle Wolken ankämpfen.

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O, jetzt im Hellen sehe ich, wie herrlich unser Häuschen liegt! Annegret hat zumindest für so etwas eine gute Nase.

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Von der Terrasse geht´s ganz steil runter in die Wildnis.

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„Pass auf!“ sagt Annegret, „lies die Schilder am Zaun!“

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Hm. Ob das stimmt?

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Drinnen telefoniert Annegret wieder mit dem ADAC und der Werkstatt. Sie versucht, mir die Lage zu erklären. „Hannes, reparieren macht keinen Sinn. Die Kiste hat über 300.000 km drauf. Wir fahren übermorgen wieder heim. Ich muss uns ein neues Auto kaufen!“

Ich verstehe nur Bahnhof. Aber dann zieht sie die Wanderschuhe an, und das verstehe ich sehr, sehr gut: Wir marschieren los!

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O Mann, ist das schön hier!

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Nur ist es mir fast schon zu warm.

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Annegret ist mit den Gedanken ganz woanders. Das spüre ich. Sie spricht sonst viel mehr mit mir.
Als sie die Bank sieht, knöttert sie: „Die hat man extra für mich beschriftet!“

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Schmunzeln muss sie in Kröv aber dann doch über eine Fassadenmalerei.

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„Hier kommt nämlich ein ganz berühmter Wein her!“

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In den Weinbergen scheint man Langeweile zu haben. Meint Annegret jedenfalls.

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„Wenn die Winzer nix zu ernten haben, knüpfen sie Herzen.“

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Ich könnte inzwischen ein Schöppchen Moselwasser gebrauchen. Mir ist es viel und viel zu heiß.

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Uff, bis da oben auf den Berg müssen wir noch.

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Geschafft!

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Erstmal im Schatten ausruhen. Annegret macht derweil ein Mittagessen.
Danach gönnt sie sich ein Päuschen

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und ich spiele ein bisschen mit meinem Futterball.

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Am Nachmittag schreiten wir wieder los. „Schau“, sagt Annegret, „andere Leute nehmen auch ihr Tier mit in Urlaub!“

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Weil es so sehr warm geworden ist, nehmen wir jetzt ´ne Waldrunde.

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Es ist so unglaublich schön hier!

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Mir gefällt jede Stelle!

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„Die Mosel fließt so, als wüsste sie nicht, wo´s lang geht“, sagt Annegret.

Nebenbei bemerkt sind wir auch auf einer Festungs-Route,

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das heißt, für mich gibt´s schön was zu stöbern.

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Annegret ist ganz in die Betrachtung eines Jägerhochsitzes versunken.

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„Bei der Konstruktion kann nur ein Designer am Werk gewesen sein!“ 
Danach entdeckt sie noch zwei solidere Modelle.

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Unser zweiter und letzter Urlaubstag ist richtig grau und trüb. Am Vormittag gehen wir wieder eine lange Strecke.

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Annegret hatte gestern eine Kapelle gesichtet, die wir jetzt ansteuern.

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Ich genieße zwischendurch immer wieder die Ausblicke.

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Mit 250 Treppenstufen zwischendurch können wir uns noch ein bisschen trimmen.

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Es ist zwar heute längst nicht mehr so heiß wie gestern, aber für einen frischen Trunk bin ich ja immer zu haben.

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Auf dem Rückweg hat Annegret eine Erkenntnis. „Sieh mal, Hannes, hier wird nicht nur Wein, sondern auch Ice Tea angebaut!“

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Am Nachmittag machen wir nochmal eine große Strecke. Für mich gibt es ja nichts Schöneres als draußen zu sein. Annegret versucht, mir die Staustufe unten an der Mosel zu erklären.

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Ich glaube, das Wasser an der Stufe ist oben unten als höher und die Schiffe müssen springen. Oder so ähnlich.

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Dritter und letzter Morgen. Ich kann es nicht glauben: Annegret packt!

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Auch mein flehentlicher Blick bringt keine Wendung. Das Frühstück in meinem Napf rühre ich gar nicht an. Wenn ich traurig bin, kriege ich einfach nix runter!
Ich schmeiße mich nochmal auf mein Bett, während Annegret das Gepäck im Auto verstaut. Weil sie meint, dass ich schlafe, lässt sie die Terrassentüre offen. Aber ich schlafe gar nicht, sondern rieche ein Wildschwein! Ganz leise schleiche ich mich raus und gehe zum Zaun:

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Tatsächlich! Unglaublich! Vor meinen Augen und vor meiner Nase kramt und sudelt und gründelt und werkelt ganz vertieft ein echtes Wildschwein rum!

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Das habe ich ganz fest im Blick, als sich auf einmal Annegrets Arm um meinen Hals legt. „Hannes, ich fasse es nicht! Du siehst hier einem Wildschwein zu, ohne über den Zaun zu springen???“ Ja, ich bin doch nicht blöd! Mein hochintelligenter Instinkt meldet mir: Lieber zusehen als stören.

Aber Annegret sieht nicht länger zu. Aus Sicherheitsgründen werde ich für die letzten 10 Minuten befestigt.

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Dann muss ich ins Auto.

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Auf der Fahrt zur Werkstatt nach Daun seufzt Annegret sehr laut und tief.
„Hannes, ich bring dir jetzt was bei, aus dem Rheinischen Grundgesetz:

Artikel 2: Et kütt wie et kütt.

Artikel 4: Wat fott es,es fott.

Artikel 7: Wat wellste mache?“

Und so werde ich wieder aufgeladen …

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…und festgezurrt …

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… und zu Hause wieder abgeladen.

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Das war er also, mein Supergutscheingeburtstagsurlaub!

Jetzt kann ich wieder an meinem alten Rhein rumlümmeln.

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Das war´s.
Macht´s gut!

Euer Hannes

 

Ein Gedanke zu „Abgeschleppt!

  1. Kirsten Landmann

    Na, lieber Hannes, haste Dir denn schon einen neuen fahrbaren Untersatz ausgesucht? Mit schönem Ausblick aus dem Heckfenster? Die Farbe kann ja ruhig Annegret aussuchen, denn die siehst Du ja von drinnen sowieso nicht. Ich soll Dich übrigens schön von Lola grüßen, die Dich recht bald auch mal näher kennenlernen möchte. Leider muß ich Dich warnen, daß die junge Dame rotzefrech ist und Dein Nervenkostüm strapazieren wird. Aber: wat willste maaache? Viele liebe Grüße von Kiki

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