Potz Pestilenz! Ich will doch kein Hosenschisser werden!

Mannomannomann! Jetzt helfen nur noch Kraftausdrücke von Astrid Lindgren. Wenn ihr wüsstet, was ich hinter mir habe! Grauenhaft!

Vor etlichen Wochen hat es an meiner Hinterbacke sehr gepiekst und gejuckt. Klar, ich habe dagegen gehalten mit Lecken. Aber ich habe so doll geleckt, dass Annegret mal nachgesehen hat, warum. Sie sah nur eine rote Stelle, sonst nix. Vielleicht von einer Zecke. Normalerweise mache ich mir die selber ab, mit Unmengen von Spucke. Die Leichen entsorgt Annegret dann im Klo. Aber was Zeckiges ist diesmal gar nicht zu sehen. Also klebt Annegret die Stelle einfach ab und sagt: „Schluss mit Lecken.“

Aber es wird nicht besser. Deswegen kauft sie in der Apotheke Retterspitz und behandelt mich damit 2 Tage.
Das hilft.

Aber etwa 2 Wochen später ging das wieder los! Ich wieder geleckt. Dazu kamen ganz fürchterliche Schmerzen, zum rammdösig werden. Aber wie soll ich Annegret das erklären?
Sie will mir helfen und macht wieder ´ne Retterspitzpackung. Und dann – etwa eine Stunde später – ist was geplatzt. Ich stehe gerade in der Küche, als es anfängt zu tropfen. Eine hellrosa Flüssigkeit läuft an meinem Hinterbein runter und tropft auf die Fliesen. Ich will das schnell weglecken, höre aber „Pfui!“ Annegret ist total geschockt. „Hannes, was ist das denn? Hast du ein Geschwür? Oder einen Abszess?“ Dieses fiese Wort habe ich mein Lebtag noch nicht gehört. In ihrer Ratlosigkeit befragt sie einen Freund, der meint, es könnte was Abgekapseltes von ´ner Zecke sein.
Sie versucht, mich zu verpflastern oder zu verbinden, aber mach das mal an einer Hundehinterbacke! Da hält nix!
In ihrer Verzweiflung fällt ihr ein, dass sie früher mal für meinen Vorgänger, den Jakob, Babyhosen umgearbeitet hat in Hundehosen. Sie sucht wie wild in allen Ecken und Schränken. Und tatsächlich. Sie findet 4 Exemplare. Uralt, aber schön sauber. Eins davon kriege ich sofort verpasst: Passt!
Das Verbandszeug, das Annegret dadrunter packt, ist aber immer wieder schnell durchgesuppt. Entsetzlich. Aber meine Schmerzen lassen ein bisschen nach.

Natürlich geht´s am nächsten Tag zur Tierärztin. Das ist für mich so schlimm wie Silvester.

Mir schwant nichts Gutes.
Während wir im Wartezimmer sind, halte ich nur nach Fluchtwegen Ausschau und zittere dabei wie ein Lämmerschwanz.

Als ich dran komme, werde ich auf den Tisch gehievt.
In meiner erbärmlichen Angst lasse ich einfach alles über mich ergehen. Deswegen werde ich „tapfer“ genannt. Die Ärztin meint, dass da gar nix von einer Zecke ist, eher von irgendeiner Pflanze. Und das hat sich so fürchterlich entzündet, dass eine Höhle von ungefähr 5×10 Zentimetern entstanden ist. Da rein wird jetzt ganz viel Medizin geschüttet. Und Spritzen kriege ich noch. Und jede Menge Tabletten kriegt Annegret mit. Außerdem soll ich weiter diese tollen Hosen tragen. Sowas gibt´s im Profi-Hundehandel nämlich nicht. Zum Schluss soll ich noch Belohnungsknöselchen bekommen, weil ich so tapfer war.
Zum Donnerdrummel mit euren Belohnungen! Was soll das? Ich drehe meinen Kopf weg. Nicht mit mir!
Zuhause geht´s mir noch am Besten, aber überhaupt nicht gut.
Und es kommt immer noch so viel Flüssigkeit aus diesem ekligen Abszess. Ständig muss Annegret meine Hosen waschen. Es gibt ja nur vier.

Und immer suppt es weiter. In der Nacht verliere ich die Nerven und rupfe mir alles vom Leibe. Damit verliert Annegret dann komplett die Fassung. Die Quittung kriege ich prompt!

Eine Trööte! Das ist jetzt wirklich Höchststrafe! Habt ihr schonmal so ein Teil umgehabt? Zum Donnerdrummel mit diesen Trichtern! Aber Annegret bleibt hart. Nachts und wenn ich ohne ihre Aufsicht bin, kriege ich dieses Monster verpasst. Solange sie in meiner Nähe ist, kann ich mich beherrschen.

Am Liebsten möchte ich gar nicht gesehen werden. Deswegen verstecke ich mich hinter ´nem Blumenpott

und neben der Kompostkiste. Da würde ich mich gerne richtig einbuddeln.

Aber meine Hose hat vom Liegen schon genug abgekriegt.

„Hannes, pass doch ein bisschen auf mit deinen weißen Klamotten!“ sagt Annegret.
Ach, Flötepief! Sie passt ja selber nicht auf und zieht mir einmal eine Hose auf links an!

Beim nächsten Arztbesuch findet die Ärztin den Übeltäter, der in mir gewütet hat:
Eine kleine Granne von irgendeinem Halm!
Unglaublich! Dieses Miststück von nur 1 Zentimeter wollte mich zur Strecke bringen?
Zum Donnerdrummel mit der Pflanzenwelt!

Annegret jammert: „Hannes, die Hosen reichen nicht! Ich muss dir neue kaufen!“
Und dann kommt sie mit einem Dreierpack.
Okay, hellblau find ich jetzt gut für einen alten Hund wie mich.
Die müssen natürlich erstmal wieder gelocht werden für meinen Schwanz. Und als ich die erste anhabe, ist Annegret ganz begeistert: „Nein Hannes, wie hip du aussiehst! Damit stichst du jeden anderen Hund aus!“

Nächster Tierarztbesuch. Wir müssen jetzt alle paar Tage hin. Ich finde das so entsetzlich, dass ich im Wartezimmer sofort anfange zu zittern. Aber nicht wenig, sondern sehr, sehr doll. Ich habe mich gar nicht mehr richtig unter Kontrolle. Annegret versucht, mich zu beruhigen und klemmt mich zwischen ihre Beine.
Aber das funktioniert überhaupt nicht, denn Annegrets Beine zittern jetzt  mit. Nach langer Zeit komme ich endlich dran und werde wieder auf den Tisch gehievt. Ich zittere immer weiter und mein ganzes Fell auch.
Bei der Behandlung hört Annegret auf einmal komische Töne und meint, ich hätte ein bisschen gepupst. Aber das war der Tisch! Ich habe so fürchterlich doll gezittert, dass die Hydraulik vom Tisch gepupst hat!
Trotzdem findet man mich wieder tapfer und würdig für eine Belohnung. Pfui! Die spucke ich aus.
Ich werde wieder ziemlich doll verpflastert. Und Annegret veräppelt mich noch und sagt: „Du Leukoplastbomber!“
Aber auf dem Heimweg fährt sie noch an einer Drogerie vorbei und kauft „ästhetisch ansprechendes“ Verbandszeugs.
Ihre Verbandspäckchen sind viel schöner und ich halte auch ganz still, wenn sie mich verpflastert.

Bei unserem nächsten Arztbesuch nach über einer Woche werde ich getackert.
Jetzt müssen keine Spülungen mehr sein. Jetzt soll ich einfach nur noch weiterheilen. Mir geht´s auch schon wieder ganz schön gut, denn es tut nix mehr weh und es ziept und juckt nicht mehr. Und an die Hosen kann man sich schließlich auch gewöhnen.
Eine Woche später kommen dann die Klammern wieder raus und es bleibt nur noch ein dünnes Pflästerchen. „Zum Abgewöhnen“, meint Annegret.

Und jetzt nach 6 Wochen wächst endlich frisches Fell drüber.
Leider in der falschen Farbe.

Aber das stört ja keinen großen Geist!

 

Ein Gedanke zu „Potz Pestilenz! Ich will doch kein Hosenschisser werden!

  1. Martina M. Pitzschler

    Ach, Du lieber Hannes! Ach, Du liebe Annegret! Das war ja entsetzlich für Euch 2!!! Ihr verdient beide eine Tapferkeitsmedaille. Und für Annegret noch den Modedesignpreis, der erste für Hundemode! Gut, dass die Sache nun überstanden ist. Erleichterte Grüße vom Rosenrain :-*
    Nun seid Ihr zwei aber urlaubsreif!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Martina M. Pitzschler Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.