Da staunt ihr, was? Schon wieder Post von mir! Wir waren nämlich in Holland zum Urlauben. Nichts war sensationell, aber fast alles war schön. Es gibt immer mal ein paar kleine Meinungsverschiedenheiten zwischen Annegret und mir, aber nicht grundsätzlicher Art.
Wir also letzte Woche nach der üblichen Packerei ins Auto und los.
Jetzt muss ich leider mal eine Unfähigkeit von mir zugeben, aber es ist halt so: Wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, werde ich immer unglaublich müde. Annegret hat das von Anfang an bedauert, dass ich zu wenig rausgucke und nix mitkriege von der Landschaft, aber ich kann´s nicht ändern. Autofahren wirkt bei mir wie eine Betäubung: Ich krieg den Kopf nicht hoch und kein Auge auf. Dabei bin ich doch sonst im Leben immer so interessiert und aufmerksam.
Wir also seit Stunden unterwegs, Wetter gut, keine Staus. Bis Annegret vorne zu zetern anfängt: „Hannes, jetzt guck doch endlich mal raus! Dann siehst du, wo wir sind!“Sie meinte die kilometerlange Zeelandbrücke.
Ich mich hochgequält, – bin aber gleich wieder abgesackt.
Hinten rausgucken!
Vorne rausgucken (mit Kinnstütze)!
Und wieder hinten rausgucken!
Da war ich so was von hellwach und habe mich riesig gefreut, dass wir wieder hier nach Port Greve gefahren sind. Zuerst haben wir unsere Wohnung bezogen. Richtig schön. Genau nach meinem Geschmack.Leider habe ich einen total verhängnisvollen Fehler bei der Vergabe von Schlafplätzen gemacht, und zwar gleich am Anfang. Ich hatte nämlich als erstes ausnahmsweise nicht Lust auf einen Sessel oder ein Sofa, sondern auf ein Schlafzimmer für mich allein.
Es gab ja zwei. „Okay“, sagt Annegret, „wenn du hierhin willst, breite ich dir deine Decke aus, ich nehme das andere Zimmer.“
Hätte ich doch nur geahnt, dass ich damit keinen weiteren Wunsch offen hatte!
Ich habe im Nachhinein meine überstürzte Wahl sehr bedauert.
Zum Glück hatte Annegret aber noch zusätzlich mein Nerzbett mit. Da liege ich auch sehr bequem drauf, wenn auch die Pfoten oft was überstehen.So, als Nächstes musste ich mich mal draußen orientieren, sozusagen vom Balkon aus einen Überblick verschaffen.
Hier konnte ich mir herrlich die direkte Umgebung ansehen, die Ferienanlage, den Teich …
Und genau unter mir latschten doch ein paar Enten vorbei!
Ich konnte sie sogar riechen.
Soviel zu unserer Wohnung. Natürlich sind wir ab sofort ganz viel draußen gewesen. Das Grevelingenmeer ist ja nur 200 Meter entfernt.Und bis zur Nordsee sind´s auch nur 4 Kilometer. Das kann man gut zu Fuß schaffen oder man fährt das Stück mit dem Auto und kann dann umso länger am Strand wandern.
Am Anfang musste ich mich mal richtig austoben. Loslassen kann man mich ja immer noch nicht. Dafür sind die Dünen mit ihren Kanickeln viel zu nah. Nichts würde mich dann halten.
Aber Annegret hatte eine 20 Meter lange Leine mit, das heißt, mit ihr im Zentrum habe ich eine Reichweite von 40 Metern. Da konnte ich aber aufdrehen! Einmal bin ich wie verrückt auf sie zugeschossen und habe sie nur aus Freundlichkeit ganz knapp verfehlt.
Und dann dieses Möwenvolk!Wenn die doch bloß nicht fliegen könnten! Ich hatte solche Lust, mal eine zu erwischen. Aber obwohl sie pausenlos rumkreischen, passen sie ganz schön auf!
Fast immer war es furchtbar windig, dass ich meine Ohren manchmal gar nicht unter Kontrolle hatte.Dann hatte ich eine Erstbegegnung mit einer Qualle, einer blauen.
Die habe ich mal gründlich berochen.
Der Sturm hätte mir dabei fast die Hose ausgezogen.
Am Abend dann eine Demütigung: Pralinen durften aufs Sofa, ich aber nicht!
In der dritten oder vierten Nacht habe ich dann aber Glück gehabt: Annegret hatte vergessen, das Mobiliar mit großen Gegenständen zu belagern, damit ich nicht drauf schlafen sollte. Und das habe ich ausgenutzt! Ich habe mich ja sowas von lang und breit auf dem Sofa gemacht!
Leider musste Annegret in der Nacht mal auf und hat mich erwischt. Da bin ich wie ein Aal vom Sofa geglitten und habe lautlos mein Nerzbett aufgesucht. Am nächsten Morgen hat sie mich trotzdem noch angebellt, als sie das Polster saubergemacht hat. Meine Güte, als wenn das so schlimm wäre, ein bisschen Sand und Salz!Dann ist mir noch etwas aufgefallen: Ich bin nicht nur für Kühe in den Bergen interessant, sondern auch für Deichschafe!
Und dann die holländische Sprache! Annegret liest mir immer Schilder vor! Das ist vielleicht ein Kauderwelsch!
Jetzt noch etwas zu abends: Also abends oder so mit Einbruch der Dämmerung hatten wir ein ganz schönes Programm. Man kann auf dem Deich am Grevelingenmeer wunderbar bis zum nächsten Fischerstädtchen Brouwershaven gehen, so etwa 3 Kilometer. Das war immer unsere Abendrunde, denn Annegret guckt den Holländern so gerne in ihre Stuben rein. Die machen nämlich keine Rollläden runter.
Ich habe da zwar keinen Sinn für, aber in der Zeit kann ich in den Gossen rumschnuffeln, und das nicht zu knapp!
Den Rückweg über den Deich bei Dunkelheit haben wir dann nochmal extra genossen. Wisst ihr, warum? Nicht etwa, weil man von hier aus von vier Leuchttürmen die wandernden Lichtkegel sieht, die Annegret so begeistern. Nein, weil bei Dunkelheit die stinkenden Kanickel aus ihren Deichhöhlen kommen! Die regen mich sowas von auf! Wenn Annegret doch bloß nicht immer die Leine so gut festhalten würde. Ich habe ein paar Blitzattacken gefahren, bin aber nicht losgekommen. An unserem letzten Abend war es so stürmisch, dass Annegret sich kaum auf dem Deich halten konnte und wie eine volle Strandhaubitze wankte. Welche Vorteile habe ich da mal wieder als Vierbeiner! Ja, dass der Urlaub viel und viel und viel zu schnell um war, ist ja wohl klar. Und dass wir hier auf jeden Fall wieder hin müssen, ist ja wohl auch klar.
Ich würde euch sogar wieder schreiben.
Bis dann
euer Hannes