Fast hätte ich vergessen, davon zu erzählen, wir sind nämlich längst schon wieder zurück. Wenn ihr alle meine Berichte aus meinem lieben langen Leben schon gelesen habt, dann könnt ihr bestimmt erkennen, wo wir waren.
Wo es hingehen sollte, habe ich mal wieder nicht begriffen, aber schon bei unserem ersten Päuschen kannte ich sie wieder, die Moseltalbrücke.
Hier hält Annegret eigentlich immer. Diesmal sind wir sogar mit zwei Autos gefahren.
Nicht, dass ihr meint, ich hätte jetzt ein eigenes, aber Annegrets Bruder ist mitgefahren. Er ist ja so was wie mein Onkel.
Vor der französischen Grenze gab´s ein schönes Picknick bei Supersupersuperwetter.
Und am Nachmittag – sieh an – landen wir tatsächlich wieder in meinem lieben Katzenthal!
Das vierte Mal war ich jetzt schon da.
Ich habe gleich mal meinen Platz vor dem Haus eingenommen, von dem aus ich so schön den Überblick habe.
Um eins vorweg zu nehmen: Diesmal war ich mit unserem Urlaub überhaupt kein bisschen rundum zufrieden. Ich meine, wir hätten mehr wandern müssen und auch länger. Aber es war zwei Wochen lang unglaublich warm, und außerdem durfte ich einmal überhaupt nicht mit!
Annegret und Christhart sind nach Colmar gefahren und meinten, das wäre nichts für mich mit Museum und Stadt und so.
Ich habe total den Kopf hängen lassen und zur Strafe Annegret ignoriert, als sie wieder kam.
Sie wollte mir was erzählen von dem schönen Klein-Venedig und meinte, das hätte mir sicher auch gefallen!
Ja, ist es denn zu fassen? Dann hätte sie mich doch mitnehmen sollen!
Warum kriege ich die tollen Wasserspeier beschrieben, aber nicht zu sehen?
Ohren auf Durchzug!
Frust!
Und überhaupt! Immer, wenn wir etwas unternehmen wollten, war einer von den beiden nicht fertig und ich musste warten!
Aber wenn wir dann unterwegs waren, war natürlich alles ganz besonders schön.
Endlich mal wieder zum Galtz!
Und nach Ammerschwihr!
Und in die Berge!!!!!!!!!!!
Obwohl ich alles schon kenne, ist es jedes Mal sowas von schön!
Seit ich wieder gesund bin, bin ich auch wieder so stark und so gut drauf!
Wie eine Zugmaschine schleppe ich Annegret auf den Hohneck.
Gerade will ich den Ausblick in Ruhe genießen, als ich Riesenradau höre.
Ach du Schande!
Ein Bus hat Menschen hier hochgebracht. Trotzdem gehen die meisten am Stock. Aber nach 5 Minuten ist wieder Ruhe. Alle haben das Restaurant gefunden und essen bestimmt Wursten oder Raücherschinken.
Und ich mache noch eine total nette Bekanntschaft!
Aber leider ziehen uns unsere Menschen in unterschiedliche Richtungen weiter.
Wieder zu Hause, bin ich seeehr zufrieden. Ich meditiere noch einmal alles durch.
Christhart meint, meine Augen würden mit Fell zuwachsen. Stimmt.
Annegret greift sofort zur Schere.
Ich kenne das ja, entspanne mich und lasse mich bearbeiten.
Hach, das habe ich gerne. Ich verstehe die Leute nicht, die nicht gerne zum Frisör gehen.
Dann kommt auf einmal wieder ein ätzender Tag: Wir bekommen Besuch!
Nicht, dass ich nicht gerne Besuch hätte. Eigentlich viel zu wenig. Und ich freue mich auch, dass auf einmal Annegrets Zwillingsbruder und Schwägerin da sind. Aber anstatt dass wir jetzt alle wandern, geht es zu unserem Winzer. Bei dem schönsten Wetter muss ich mit rein in die fensterlose Probierstube!
Grauenhaft! Ich kann euch nur sagen: Grauenhaft! Ich werde überhaupt nicht mehr beachtet!
Die probieren Wein und reden und probieren Wein. Dann fallen ihnen noch 1000 Fragen ein und dann probieren sie wieder Wein.
O, sie sind ja so hochprozentig konzentriert, dass sie mich ganz vergessen haben.
So etwas muss ich mir ja wohl nicht antun!
Wisst ihr, was ich gemacht habe? Ich bin Richtung Ausgang gerobbt.
Nachdem alle wieder bei Verstand sind und eingekauft oder bestellt haben,
sind wir wieder zu unserem Haus gegangen. Mit Käse, Wein und Baguette im Freien war die Welt wieder in Ordnung.
In der zweiten Woche blieb das Wetter so superwarm und schön wie von Anfang an. Wir sind ganz viel draußen gewesen.
Obwohl mir Trauben und Walnüsse am Besten schmecken, habe ich auch mal wieder Eicheln probiert.
Käppchen ab und –
knaps, knaps, knaps.
Gut!
Und dann noch ein bisschen im Moos wälzen.
Das ist mein Mooswälzpelz!
Nun muss ich euch von noch einem Ärger erzählen. Christhart und Annegret machten sich zum Wandern fertig. Dachte ich jedenfalls. Am Anfang bin ich auch noch fröhlich mitgefedert. Bis ich merkte: Die wollen gar nicht wandern! Die haben ja auch gar keinen Rucksack mit! Und ich spiele überhaupt keine Rolle bei dem Programm! Ich werde einfach nur mitgenommen!
Wisst ihr, was die wollten? Bei unseren Winzern im Weinberg helfen!
Du lieber Himmel!
Und dann lag ich auch noch im Weg!
Der Winzerchef war ganz zufrieden, dass Annegret und Christhart so schnell begriffen hatten, wie das geht.
Aber ich hatte inzwischen richtige Wut im Bauch. Die habe ich verwandelt in meinem Darm und aus Rache auf dem Rückweg in Katzenthal einen Köttel auf den Bürgersteig fallen lassen. Und so wie ich Annegret jetzt schon ein paar Mal wurscht und egal war, so wurscht war mir jetzt ihre Schimpfe. Peng.
Die restlichen Urlaubstage waren alle noch schön.
Sehr schön und lustig.
Und das Wetter auch.
Erst am Morgen, als wir abfahren wollten, kam der dicke Regen.
Deswegen war der Abschied auch nicht ganz so schlimm.
So, fertig ist die Urlaubsgeschichte.
Ich grüße euch, ihr vielen Leser
euer Hannes