Aber sowas von schön!

Das war ja schon längst überfällig! Unser letzter Urlaub war vergangenes Jahr im Oktober! Jetzt haben wir Juni! Und endlich, endlich sind wir nochmal weggefahren.
Annegret war total urlaubsreif, weil sie in den letzten Monaten so furchtbar viel Arbeit hatte. Und ich war total urlaubsreif, weil ich so lange keinen Urlaub hatte.
Nachdem Annegret mal wieder endlos und viel gepackt und unser Auto beladen hat, geht es bei herrlichem Reisewetter los. Ich habe zwar keine Ahnung wohin, aber das ist mir auch ziemlich egal. Bei unsrer Mittagspause im Kandelwald schwant mir was.

Ist das nicht immer die Fahrt ins Elsass? Das wäre ja ganz, ganz, ganz herrlich!
Aber wir landen nicht in Katzenthal, sondern in einem anderen Ort, den ich nicht kenne.

Nur die Gegend kommt mir bekannt vor. „Ja“, sagt Annegret, „die Vogesenberge, die kennen wir. Und diesmal sind wir ganz nah dran! Wir sind hier in Hohrod“.
Erstmal inspizieren wir unser Chalet. Ein Häuschen ganz für uns allein! Supersuperschön.

Und ich habe einen schönen Blick von der Terrasse.
Annegret ruft von der oberen Etage: „Herrlicher Blick auf den Petit Ballon!“
Ich darf allerdings nicht mit hoch in die Schlafzimmer. Die bleiben den Menschen vorbehalten. Trotzdem schleiche ich mich mal kurz nach oben. Ich will ja nur mal eben sehen, wie es dort aussieht.
Meinen eigenen Lieblingsplatz habe ich schnell gefunden.
Unter dem großen Esstisch gefällt es mir gut.
Bevor es richtig ans Auspacken geht, machen wir unsre erste Erkundungsrunde. Lang genug gelegen habe ich ja wirklich im Auto bei der langen Fahrt.
Oooooh, wie ist das schööön, – ooooh, wie ist das schön!
Ich gerate schon richtig in Stimmung. Das ist ja mal wieder ganz nach meinem Geschmack!
Und beide kommen wir sofort schon auf unsre Kosten.
Annegret findet gleich genug Blumen und ich kann die Nase gar nicht voll kriegen von all den neuen Gerüchen.
Am ersten Morgen mache ich gleich was falsch: Ich lege mich dahin, wo ich nicht hingehöre.
Das ist nämlich schon das Gelände vom Nachbarhäuschen. Aber ich kann von hier aus alles besser sehen, auch die schwarze Katze, die der Nachbarin gehört.
Annegret macht übrigens auch was falsch. Statt den ganzen Vormittag mit mir rauszugehen, fährt sie mit mir einkaufen. Wie doof! Bei dem schönen Wetter. Es ist allerdings ziemlich warm. Deswegen machen wir unsere erste größere Runde hauptsächlich im Wald.
Ich kriege die Nase kaum hoch, so viel gibt es hier zu schnuppern, was ich noch nicht kenne. Annegret findet einen Deutschland-Pilz: Schwarz-rot-gold!
Am zweiten Tag geht´s im großen Bogen zu Fuß nach Munster.
Hier wohnen sehr viele Störche. Überall, wo es schön hoch ist, haben die ihre Nester.
Und dann klappern sie mit ihren langen, knallharten Schnäbeln total laut rum und werfen den Kopf weit hinten rüber.  Überall knattert es.
Wir gehen dann aber weiter am Stadtrand entlang und machen eine große Runde zurück. „Mehr schaff´ich noch nicht“, sagt Annegret, „ich bin viel zu kaputt!“ Aber ich, der Hanneshund, bin schon schön in Form.

Mir ist allerdings ein bisschen warm, aber auf unsrer großen Terrasse gibt es eine Lieblingsecke für mich
und unter dem alten Birnbaum im Schatten einen Lieblingsplatz für Annegret.
Ein ganz großer Mist sind hier allerdings die fiesen Zecken. Heute hat Annegret zehn an mir gefunden und abmontiert. Überall wird auf Schildern gewarnt.
Am Spätnachmittag ist Regen im Anmarsch.
Der nächste Tag ist wieder volle Pulle Sonne. Heute wollen wir schon ein bisschen höher wandern. Und Annegret will noch viel mehr Blumen sehen.

„Deswegen sind wir ja extra in dieser Jahreszeit hier“, erklärt sie mir. „Ich kenne die Vogesenflora im Frühjahr nämlich nicht.“ Allerdings hat sie ihr Blumenbestimmungsbuch vergessen.
Schon bei der kurzen Fahrt bergan bis zum Wanderparkplatz ist alles so herrlich, dass Annegret im Auto vor Begeisterung schreit wie eine Möwe.
Der Anstieg ist für mich nicht so anstrengend. Allerdings muss ich Annegret ein bisschen ziehen.
Je höher wir kommen, desto herrlicher wird es.
Immer mehr Blumen tauchen auf, und immer wieder andere.
Auf einmal fängt Annegret an, sich auszuschimpfen! Das hättet ihr mal hören sollen!
„Du blöde Kuh“, geht das, „wie konntest du nur das Pflanzenbuch vergessen! Wie doof ist denn das?! Du hattest es doch schon rausgesucht! Dich kann man aber wirklich bald nicht mehr mitnehmen!“ Und so weiter.

Ich mach´s mir in der Zwischenzeit gemütlich und genieße das Leben.
So schön, so schön!
Annegret freut sich wenigstens über mich, weil es mir so prima geht und mir alles so gut gefällt.

Der nächste Tag ist ein Sonntag. „Hannes“, sagt Annegret, „wir machen einen autofreien Sonntag!“ Aber raus gehen wir natürlich trotzdem. Ich darf mir den Weg aussuchen.
Annegret ist ganz gespannt, was ich mir ausgedacht habe. Es ist sehr heiß heute, aber trotzdem will ich bergan. Bis auf die Höhe zum Katzenstein.
Hier muss ich mich allerdings ein bisschen im Schatten ausruhen.
Als wir wieder auf unserer Terrasse sind, schmeißt Annegret mir zur Abkühlung einen nassen Lappen auf den Pelz: „Kleine Erfrischung!“

Für morgen sind nur 25 Grad gemeldet. Wenn wir auf über 1000 m Höhe sind, meint Annegret, müsste es auszuhalten sein. Sie sucht eine Wanderung am Lac Vert raus.
Das wird dann eine ganz wunderschöne Tour. Am Anfang liegt der Wald sogar noch in den Wolken.

Und bald sichtet Annegret die ersten Orchideen.

Und noch viel, viel mehr Blumenvolk.
Hier ist auch alles wieder so schön!
Plötzlich macht sich von hinten ein Hundemädchen an mich ran.

Ganz lieb und freundlich.

Annegret plaudert kurz mit dem Hundevater und dann steigen wir steil bergan. Auf einmal kommen wir an einem Haus raus, wo alle Tische draußen geschmückt sind und es was zu essen gibt, obwohl weit und breit kein Mensch zu sehen ist.
„Hannes“, sagt Annegret, „hier wird gevespert!“ Wir lassen uns nieder und haben direkt nebenan das total laute „concert des vaches“ mit den Kuhglocken.

Annegret spricht irgendetwas auf Französisch mit der Küchenchefin, bestellt sich einen Käseteller

und bewundert die Wiesenblumensträuße.

Und mir serviert die Chefin einen Saufnapf mit frischem Wasser und nachher alle Käserinden. Ich mag doch Käse so gern! Und dann dieser Bergkäse! Hmmm! Lecker!
Auf dem Rückweg sieht Annegret viele Monsterpflanzen.

Riesengroß und ihr vollkommen unbekannt. Mir ist das ja sowieso total egal.
Mich juckt es schon wieder an verschiedenen Stellen. Wieder zurück in unserem Häuschen, mache ich Siesta unterm Tisch.
Am Nachmittag findet Annegret schon wieder 10 Zecken an mir. So kann das ja nicht weitergehen. Ich muss ab jetzt jeden Tag mindestens 2 x eingesprüht werden, und zwar alle 4 Pfoten samt Beinen und Bauch. Sehr lästig.
Am Abend sagt Annegret auf einmal: „Hannes, ich bin dann mal weg!“ Das gefällt mir im Urlaub aber gar nicht. Aber sie will sich mit unserem Winzerfreund aus Katzenthal treffen und essen gehen.

Das Wetter ist nach wie vor so schön, so schön! Annegret hat schon wieder eine Wanderung  rausgesucht, wieder über 1000 m Höhe. Wir müssen allerdings ´ne ganze Strecke fahren. Als wir am Wanderparkplatz ankommen, ist es nur 13,5 Grad.

Aber die Sonne scheint ganz fest.
Annegret trifft endlich die berühmten Vogesenstiefmütterchen.

Je höher wir kommen, desto herrlicher wird die Landschaft.
Mir gefällt alles so gut! Vielleicht meint ihr ja, dass ich als Tier davon keine Ahnung habe. Aber dann habt ihr keine Ahnung! Ich liebe diese Ausblicke so sehr und muss immer anhalten und genießen.

„Jeder Tag ist der Schönste!“ meint Annegret. Sie ist begeistert, dass ich alter Hund noch so fit bin. Und ich bin froh, dass Annegret auch mal langsam in Form kommt. Immerhin marschieren wir über 3 Stunden.
Und beide ergötzen wir uns, – ich am frischen Wasser

und Annegret an der Botanik.

Auch am nächsten Tag wird wieder gewandert. Die Sonne macht einfach nicht schlapp, also geht´s auch wieder raus.
Das sind die Bilder des Tages:

 

Annegret hört schon zum zweiten Mal einen Kuckuck. Meine Ohren taugen aber nix mehr, deshalb weiß ich gar nicht, was sie meint.
Zu erzählen wäre eigentlich nur, dass ich dieses Mal essen gehen wollte, aber leider war ausgerechnet heute geschlossen.

Wie gemein! Annegret hätte nämlich bezahlt!

Am Nachmittag zu Hause hören wir auf einmal ganz, ganz tiefe Töne, wie von einer großen Trommel. Und? Was sehen wir? Unsere Vermieter bringen ihre Kühe zum Almauftrieb. Manche haben riesengroße Glocken an verzierten Halsbändern.
Annegret erkundigt sich: Die haben jetzt gut 4 Stunden vor sich, denn sie müssen ungefähr bis zum Lac Vert.

Und dann kommt tatsächlich ein Ruhetag. Das liegt aber nicht am Wetter, sondern daran, dass Annegret alles weh tut. Ich habe sie gestern aus Versehen umgelegt. Da es aber sowieso sehr heiß und schwül ist, machen wir mal einen auf faul. „Aber“, sagt Annegret, „wenn ich mich morgen noch oder wieder bewegen kann, dann machen wir ´ne Königsetappe!“
Am Abend kommen dicke Gewitter und Regen.

Und am nächsten Morgen kommt die Königsetappe: Auf den Grand Ballon! Annegret war früher schon einmal da, aber ich noch nie. Schon auf der Fahrt zur Wanderung flippt Annegret aus. Sie springt aus dem Auto: Ein ganzes Arnika-Feld!
Vom Parkplatz aus geht´s gleich mächtig hoch. Ich glaube, das wird heute alles ganz herrlich. Wir steigen immerfort und ständig muss ich anhalten und die tolle Welt betrachten.

Je höher wir kommen, desto eisiger pfeift der Wind. Und dann sagt Annegret: „Schau, Hannes, das da ganz weit hinten ist die Rheinebene!“
Sehe ich nicht. Aber jede Menge herrliche Landschaft! Ich muss, wenn ich so begeistert bin, einfach hecheln!
Endlich sind wir oben!
Wie toll!
Aber lange stehenbleiben können wir nicht. Der Eiswind frisiert mich und Annegret ist kurzärmlig. Kaum sind wir über den Berg, zeigt Annegret mir unser nächstes Ziel: Den Lac Ballon.
Vom höchsten Punkt zum tiefsten, – mal eben 500 Meter Höhenunterschied.

An der Straße, die wir überqueren, sind hunderte Menschen und noch viel mehr Motorräder. Nichts wie weg hier. Beim Bergab-Wandern sehen wir eine Ferme Auberge.

„Hannes, da wollen wir schmausen!“
Aber als wir nahe dran sind, vergeht uns der Appetit.
Pfui, wie vergammelt. Weiter.
Zwischendurch gibt´s für mich superfrisches Wasser.
Ich muss sogar mit den Pfoten in den Trog, so lecker ist das.
Und für Annegret kommen noch ein paar Pflänzchen.
Auf einmal taucht eine andere Ferme Auberge auf: Ganz einsam, ganz wunderbar, ganz lecker!
Und irgendwann sind wir dann am Lac de Ballon.

So schön, so schön!
Dann kommt der lange Anstieg durch den Wald bis zu unserem Parkplatz. Und – schwups – sind wir nach über 4 Stunden wieder am Auto. Wir zwei Oldies.

„Na?“ weckt Annegret mich am Morgen, „wollen wir heute endlich mal wieder wandern?“ Wir sind richtig süchtig, und das Wetter ist wieder so schön. Es soll übers Wochenende ganz doll heiß werden und viel Zeit bleibt uns ja nicht mehr. Also auf den Petit Ballon. Den sehen wir ja alle Tage.

Über eine kleine steile Straße fahren wir bis zum Parkplatz. Los geht´s.
Wieder ist alles so wunderbar. Ich zeige euch ein paar Fotos.
Zum Schluss der Wanderung allerdings passiert dann was Fürchterliches. Annegret hat mal wieder nur Augen für die Blumen und beachtet mich überhaupt nicht.

Ich laufe munter und quietschvergnügt vorneweg und komme zu einem Übergang, den Tiere nicht passieren sollen. Deswegen hat man hier dicke Metallrohre mit großen Zwischenräumen verlegt. Da kommt keine Kuh drüber. Und ich, der ich früher gelernt habe, solche Hindernisse mit ganz breit gestellten Pfoten zu meistern, habe die Lage total falsch eingeschätzt.

Meine Vorderpfoten verschwinden sofort in den Zwischenräumen, und als ich mich mit den Hinterpfoten auf den Rohren abdrücken will, rutschen die auf dem glatten Metall auch rein. Ich knalle mit dem Bauch auf die Rohre und die Beine hängen in die Tiefe. Erst da bemerkt Annegret die Katastrophe. Sie springt zu mir, versucht, mein Hinterteil anzuheben und mich weiter zu schubsen, als ich vorne wieder einbreche. In meiner Angst strampele ich so dermaßen wild, dass die Beine irgendwie hochgeflogen kommen und ich mich bis in die Matsche retten kann.

Mannomannomann, ich bin fix und fertig und muss erst mal wieder Luft bekommen.

Das ist zum Glück aber der einzige üble Zwischenfall im ganzen Urlaub.

An den letzten drei Tagen machen wir nur noch kleinere Wanderungen in der näheren Umgebung.

Es ist einfach zu heiß geworden.

30 Grad ist kein ideales Wanderwetter.

Und tschüss, du schöner, schöner Urlaub!

Ein Gedanke zu „Aber sowas von schön!

  1. Furth

    Bonjour,
    qu’elle belle surprise !
    De belles photos de cette magnifique vallée de Munster !
    Il vous reste beaucoup de chemins, paysages, fleurs à découvrir !
    Le chat noir sera heureux de vous revoir !

    Antworten

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