Vor einiger Zeit, das war im Frühjahr, komme ich mit Annegret von der Arbeit nach Hause und gehe gleich in unser Gärtchen.
Hä??? Was ist denn hier passiert?
War hier nicht immer ein Zaun?
Doch klar war hier immer ein Zaun! Ich weiß es ganz genau: Leicht torkelnder Maschendrahtzaun mitsamt seinen Pfählen.
„Weißt du, Hannes“, sagt Annegret, „den alten Zaun fand ich wirklich nicht Hunde-oder Hannes-stabil. Den hättest du, wenn du raderdoll bist, umkrachen können!
Du musst aber jetzt bitte so tun, als wenn der Zaun noch da wäre!“
So richtig höre ich gar nicht zu. Meine Augen sind jetzt wichtiger.
Was ich hier sehe, ist kein Zaun! Kein Zaun! Versteht ihr? Das sind ganz neue Perspektiven!
Ich finde Zäune nämlich ziemlich doof, sinnlos und hinderlich.
Nochmal genau hinsehen.
Alles klar.
Ich könnte ja mal probieren, ob der Kein-Zaun mich durchlässt.
Siehe da! Schon pirsche ich zum Trampolin und schleiche drunterher.
Unsere Nachbarn warten schon auf mich! Sie meinen sogar, ich sollte mich ruhig überall umsehen. Das lasse ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen.
„Hallo Annegret, siehst du mich?“
Ich untersuche alles, bis zur Terrasse.
Nachher kommt Hanna raus und legt sich ins Liegestühlchen, weil sie ziemlich krank ist.
Okay, da ist für mich klar, dass ich ein bisschen Gesellschaft leisten muss. Hanna und Hannes.
Sofort geht es Hanna ein ganz klitzekleines Bisschen besser.
Als am nächsten Tag noch immer der Kein-Zaun da war, war ich ganz froh, jetzt zwei Grundstücke zu haben und hin und her laufen zu können. Herrlich, herrlich, herrrrrrrrlich!
Aber: Zu früh gefreut!
Am nochmal nächsten Tag kommt Annegret von der Arbeit nach Hause, lässt mich ins Gärtchen und will mir was zeigen.
Da trifft mich aber der Schlag!
Verflixte, dicke Tat! Was ist das denn hier?
Leben hinter Gittern?
Ich kontrolliere so rum und so rum.
Es gibt nichtmals mehr einen Durchgang.
Ich bin vollkommen deprimiert.
„Hallo Nachbarn, seht ihr mich, wie ich leide? Ich kann nicht mehr zu euch!“
Mein Kopf hängt richtig runter, so traurig bin ich.
Am nächsten Tag wollte ich überhaupt nicht raus, so groß war mein Frust. Aber Annegret hat mich gerufen und gesagt: „Stell dich nicht so an! Unsere Nachbarn sind noch genauso nett wie ohne Zaun! Guck mal, wie schön Marie und Hanna den Zaun geschmückt haben!“
Ist mir doch egal! Zaun ist Zaun!