Das wurde aber auch Zeit, mal wieder ganz weit wegzufahren! Meinetwegen könnten wir jeden Monat 4 Wochen Urlaub machen. Und dann erzähl ich euch stunden- und tagelang davon.
Also, die Fahrt ist gut, aber lang. Weil Annegret mal wieder beim Fahren fotografiert, kriegt sie von jedem von uns nur ein Ohr aufs Bild. Is ejal. Hauptsache, man sieht, dass wir unterwegs sind.
Und ich bin mal wieder total ahnungslos, wo es hingeht. „Da warst du noch nie, nie, Hannes, aber ich!“
Gegen Mittag machen wir eine Rast am Wald,
schnell mal was laufen und saufen
und weiter geht´s.
Am Nachmittag sind wir am Ziel. „Hannes, ich habe die schöööööönste Ferienwohnung für uns gemietet, die noch zu kriegen war. Mit Balkon und Seeblick!“ Nix wie rein!
„Ja leck mich in de Täsch!“ sagt Annegret, als wir in der Wohnung sind, „Hannes, ich glaube, wir sind nicht alleine hier!“ Plüschtiere, wohin das Auge sieht!
Heiderdei! Sogar die Gardinen wimmeln von gehäkelten Schmetterlingen!
„Genau mein Geschmack!“ sagt Annegret, „hoffentlich ist es draußen auch so schön! O ja,“ jubelt sie, „hier haben wir ja einen richtigen Überblick über den Überlinger See!“
Aber mir geht es gar nicht gut. Dieses furchtbare Jucken, das mich schon seit 2 Wochen quält, fängt wieder an. Ich kratze mich und kratze mich und kratze mich und lege mich dann auf die kühlen Fliesen.
Annegret hatte zu Hause schon mehrere Maßnahmen mit Einsprühen und Lotion usw. ergriffen gegen diese elenden Grasmilben, die mich fertigmachen wollen. Als sie mich jetzt ein bisschen genauer untersucht, sagt sie:“ Ach du Schande, Hannes, du bist ja schon ganz blank an der Unterseite von allem Kratzen! Du armer Wicht! Morgen müssen wir gleich was unternehmen!“
Am nächsten Tag aber machen wir eine lange Strecke draußen am See entlang. Ich glaube, Annegret hat vergessen, was sie gestern gesagt hat. Macht nix, wenn ich laufe, ist das Jucken nicht so doll.
Und die Aussicht ist herrlich! Genau wie das kühle Wasserloch. Das Wetter ist nämlich mächtig warm.
Nach fast anderthalb Stunden kommen wir in ein Städtchen. Annegret geht zielstrebig weiter bis zu einem Industriegebiet, dann in ein kühles Gebäude und dann trifft mich der Schlag!
Mist, elender! Wir sind in einer Tierarztpraxis!
Damit nicht genug, im Wartezimmer sind außer mir noch 3 stinkende Katzen in ihren Transportkörben. Nicht mal alleine können die zum Tierarzt! Sie müssen sich von ihren Menschen tragen lassen!
Aber dann bin ich auf einmal schon dran. O, ich werde ganz herzlich willkommen geheißen! So eine nette, allerliebste Tierärztin! Und ich muss auf keinen Tisch, denn sie kommt runter zu mir. Das gefällt mir!
Sie versteht auch sofort, warum ich so leide und sucht gleich ein paar Mittel aus. Erstmal bekomme ich ein kleines Spritzchen
und dann werden meine Pfoten ganz vorsichtig von unten eingerieben. Das Zeug stinkt zwar ein bisschen. Macht aber nix.
Annegret muss mich mit Geld auslösen, und dann können wir wieder zurücklaufen.
Auf dem Rückweg kommen wir wieder an dem kühlen Wasserloch vorbei. Ich nix wie rein. „Nein!“ kreischt Annegret. Zu spät.
„Du Heini hast die Lotion abgespült! Ich habe für die ganze Behandlung über 50 € bezahlt.“
Is ejal, mir geht´s gut!
Am Abend bin ich supersuper in Urlaubslaune. Es gibt ein lecker Abendbrot und Abendrot.
Danach kann ich gut schlafen.
Annegret kramt noch ein bisschen im Internet und sucht ein Bodensee-Lied. „Hannes, ich hab´eins“, weckt sie mich, „horch: Wenn ich den See seh´, brauch ich kein Meer mehr, denn unser schöner Bodensee macht so viel mehr her“… Aber eigentlich findet sie es total beknackt.
Nächster Morgen: O, geht´s mir gut! Ich könnte Hasen jagen!
Nach dem Frühstück gleich raus, aber: Wir sehen keinen See mehr!
„Mach dir keine Gedanken“, sagt Annegret, „das ist Frühnebel. Manch einer ist früh benebelt. Das Wetter wird gut!“
Stimmt. Schon am Mittag ist herrliche Sonne, wir fahren ein paar Kilometerchen und gehen dann auf die Strecke. In der ersten Ortschaft: O, was ist das denn für ein Ungetüm!? Mir ist nicht ganz geheuer. „Ein Kunstwerk“, sagt Annegret,
Nein, ein Klettergerüst!
Ein Kunstwerk kommt noch:
Wir gehen lange bergan und haben die allerschönsten Ausblicke.
Endlich kommt für mich eine Brunnenanlage. Ich habe solchen Durst bekommen bei dem warmen Wetter. „Gut, dass du nicht lesen kannst“, meint Annegret.
Ich probiere beide Abteilungen. Köstlich!
Danach geht´s wieder runter in eine Ortschaft. Am Straßenrand unterhalten sich zwei Frauen, und wir hören auf einmal: „Des isch dr Hannes!“ Ja sowas! Steht doch hier meine Tierärztin und kennt mich glatt wieder, mit Namen! Und gleich kann sie sehen, wie herrlich fidel sie mich gestern gemacht hat.
Der Rückweg zum Auto ist auch so wunderschön. Wir durchstreifen ein Naturschutzgebiet
und ich ein bisschen den Bodensee. Lecker Wasser! Annegret hat erfahren, dass 4 Millionen Menschen in Süddeutschland ihr Trinkwasser aus dem Bodensee bekommen. Ich sauf denen mal eben was weg.
Am Abend gibt es wieder ein schönes Sonnenuntergängchen.
Was haben wir für ein Glück mit dem Wetter!
Der nächste Morgen ist wieder etwas seeneblig, aber Annegret will direkt starten. „Wir müssen mal was erklimmen, Hannes! Warum ist es sonst so steil hier?“
Nach ungefähr einer Stunde kommen wir bei einem riesigen Berggasthof an, dem Haldenhof. Viel zu essen gibt es hier, aber es ist noch lange nicht Mittag.
Allerdings hat die Hundebar schon geöffnet. „Ich fasse es nicht“, sagt Annegret, „Hundebar mit Bierspezialitäten!“
Gegen Mittag sind wir wieder unten. Auf dem Balkon ist es ein bisschen laut geworden. Am Nachbarhaus arbeiten die Dachdecker.
Annegret macht uns ein Mittagessen und als sie mich holen will, findet sie mich nicht mehr. Ich habe mich nämlich versteckt!
Unter dem Tisch gefällt es mir gut. Von da sehe ich nicht die ganze Einrichtung mit all den Deckchen und Rüschchen und Teppichlein und Häkelblümchen.
Am Nachmittag klingelt es bei uns. Nanu? Hier Besuch?
O! Mein Menschenonkel kommt! Sieht gerade so aus, als wenn er ein bisschen bleiben wollte. Als erstes gehen wir runter in den Ort und spielen Touristen, mit Kaffeetrinken und Eis essen (nicht für mich).
Kaum sitzen wir auf der Gartenterrasse, schwant mir Übles.
Kommt doch so ein feindseliger Plattfußschwan direkt auf mich zu und faucht mich an: „Du Hundesohn kriegst kein Brot! Nur ich!“
Annegret mahnt mich, cool zu bleiben, auch wenn er noch so scheel guckt. Genau da kommt aus dem Hinterhalt ein Rabe und klaut ihm ein Stückchen Brot!
Am nächsten Morgen steigen wir nochmal zu Dritt zum Haldenhof auf.
Und bei einem Blick zurück flippt Annegret auf einmal aus. Sie hat die Schweizer Alpen entdeckt: Säntis und Consorten! „Ich könnte jodeln!“ sagt sie.
Damit kann ich ja nun mal gar nix anfangen. Und dass ich von dem Mittagessen nix abkriege, finde ich gar nicht gut.
Trotzdem – der Rückweg wird wieder herrlich. Es geht mir ja so übermutgut! Gäbe es doch nur einen Hasen hier!
Nächster Tag: Wieder eine Wanderung, zu den „Churfirsten“. Das sind irgendwelche stehengebliebenen Steinmännchen von früher.
Am nächsten Tag fährt mein Menschenonkel wieder, aber „wir bleiben noch richtig lange“, sagt Annegret. Und dann jubiliert sie wieder, dass sie vom Balkon die Berge so toll sehen kann. Mit der Kamera kann sie sie bis in die Nähe ziehen.
Am nächsten Tag fahren wir nach Radolfzell.
Von der Stadt aus wandern wir weiter über die Halbinsel Mettnau. Alles Naturschutzgebiet.
Annegret steigt auf einen Aussichtsturm. Ich kann die komischen Stufen mit meinen Pfoten leider nicht hochgehen und muss unten warten. Von Annegret sehe ich bald gar nichts mehr, bis sie auf einmal von oben ruft: „Hannes, siehst du mich?“ Dann winkt sie ganz doll. Ich glaube, ich habe sie entdeckt.
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Seht ihr mich? Ich bin rot eingekreist.
Für unser Picknick hat Annegret was ganz Leckeres für mich im Rucksack. Aber als sie liest, was da drauf gedruckt ist, sagt sie nur: „Hoffentlich ist hier nicht so´n Scheiß drin wie draufsteht.“
Ein bisschen darf ich noch Wassertreten, aber an der Leine, weil wir ja im Naturschutzgebiet sind.
Zurück in Radolfzell, kann ich nochmal Wassertreten.
Hier gibt es extra Gossen für Hunde wie mich.
Wollt ihr noch ein paar Bilderchen sehen? Ich habe ja noch so viel zu erzählen!
„Guck mal“, sagt Annegret, auf dieser Wandertafel geht das Bienchen genau die Strecke, die wir noch vor uns haben“.
Jetzt bin ich auch an der Stelle wie das Bienchen, aber in echt.
Zwischendurch mal tanken,
dann weiter.
Hier gibt´s ja unglaublich viel Äpfel.
Die Ernte fängt gerade an. Annegret erklärt mir:
„So ernten die Oldies…
und so ernten die Profis„:
Nach fast 5 Stunden sind wir zurück.
Ich verkrümel mich mal eben.
Weil das Wetter so wunderherrlich bleibt, können wir alle Tage raus. Wir machen die allerschönsten Touren.
Wollt ihr noch mehr Bilderchen sehen?
Als wir nochmal am Haldenhof vorbeikommen, treffe ich meinen Kumpel wieder, den ich schon mehrfach begrüßt habe. Diesmal hat er Verstärkung. Das ist bei uns Rüden ja so: Wir unterhalten uns gewissermaßen per Spritzbotschaften.
Ich spritze ihm was hin und er liest das dann mit der Nase. Normalerweise kritzelt er was drüber und dann ich wieder.
Jeder will das letzte Wort behalten.
Nur: Was wir uns da hinschreiben, das verrraten wir niemals!
Irgendwann ist unsere Urlaubszeit dann doch vorbei. Genau da sind die Krachmacher-Dachdecker auch fertig.
„Wart ab, Hannes“, sagt Annegret, als ich etwas traurig werde, „unser Programm ist noch gar nicht zu Ende! Wart mal ab, was in den nächsten Tagen noch kommt! Glaub´ bloß nicht, wir fahren sofort nach Hause!“
Und dann erzählt sie mir was von „Schwarzwald fahren, Patenkind in Freiburg besuchen, Kaiserstühlchen, Frankreich“ und so weiter. „Wart´s ab, Hannes!“
Aber erstmal: Tschüss Bodensee!
Ich bin mal gespannt auf die Rückfahrt. Immer wenn Annegret sagt: „Wart´s ab Hannes“, dann kommt was Besonderes, was ich noch nicht kenne.
Bei der Abfahrt ist alles so nebeltrüb, dass ich gar nicht raussehe. Ich kann sowieso nix erkennen. „Schade“, meint Annegret, „wir müssten jetzt im Schwarzwald sein.“ Kaum gesagt, fliegen alle Wolken weg. Und jetzt sehe ich den Schwarzwald: Eigentlich müsste er „Nurwald“ heißen!
Annegret fährt auf einmal langsamer und sagt: „Hier gehen wir jetzt mal ein Stückchen durch den Schwarzwald.
Hier war ich vor etwa 55 Jahren das letzte Mal“, sagt sie.
Aber bald schon fahren wir weiter. Wir wollen ja nach Freiburg einen Besuch abstatten und ein Studentenheim und eine Studentenbude ansehen und Mittagessen und spazierengehen.
Vorher müssen wir durchs Höllental. Annegret knipst beim Fahren wieder wild drauflos und sagt:“ Irgendwas werd´ ich schon erwischen, und wenn´s der Hirschsprung ist!“
Ich verstehe nur Bahnhof.
Aber als wir dann in Freiburg sind und ich sehe, wen wir jetzt eigentlich besuchen, freue ich mich sehr!
Im Restaurant gibt´s ein Wiedersehensfoto, das die Kellnerin macht
und dann gehen wir endlich spazieren. Gleich hinter den Studentenwohnheimen gibt´s herrliche Parkanlagen mit See. Es ist total warm: 26 °!
Viele sonnen sich.
An einer bestimmten Stelle im See gibt´s Hunderte von Schildkröten! Klar, die sonnen sich auch. Die wollen auch mal braun werden.
„Ich glaube“, meint Annegret, „ich sehe da hinten eine, die für einen Auftritt übt!“
Irgendwann verabschieden wir uns und fahren zum Kaiserstuhl. Unter diesem Stuhl kann ich mir aber rein gar nichts vorstellen.
Und – was muss ich lernen? Der Kaiserstuhl ist eine Gegend! Eine Weingegend!
„Hier bleiben wir“, sagt Annegret, „ich habe uns ein Zimmer reserviert.“ Nanu! Und dann kommt der erste Hotelaufenthalt meines Lebens!
„Wird ja allmählich Zeit, dass du ein Hund von Welt wirst“, sagt Annegret.
Am Abend gehen wir herrlich durch die Weinberge und können ganz weit sehen: Eine ganz lange Bergkette am Horizont. „Das sind die Vogesen, Hannes! Die kennst du in- und auswendig vom Wandern.“
Am nächsten Morgen gehen wir wieder in die Weinberge. Herrlich.
Dann geht´s wieder mit dem Auto weiter. „Das Beste kommt zum Schluss!“
Annegret kommt allmählich in Fahrt. Hin und wieder steigt sie aus, um „Besorgungen“ zu machen. Und am Mittag kommt dann die große Überraschung. Wisst ihr, wo wir gelandet sind? In Frankreich! Im Elsass! In Katzenthal !!! Das ist doch mein zweites Zuhause!
Was habe ich schon viel von hier erzählt!
Habt ihr das schon alles gelesen?
Wollt ihr das alles lesen?
https://www.hannes-kadur.de/?p=25207412#more-25207412
https://www.hannes-kadur.de/?m=200910
https://www.hannes-kadur.de/?m=201110
Annegret besucht erstmal unsere allernettesten Winzer und kauft gleich ein „paar Fläschelchen“. Ich meine aber, er wären ein paar Kartöngchen geworden.
Und dann gehen wir endlich wieder zu unserer Ferienwohnung. Ich stiefele gleich die Treppe hoch.
„Hannes, das geht nicht! Hier wohnen gerade andere Leute!“
O wie schade!
Aber dann machen wir unsere gewohnte Runde. Es ist wirklich alles wie immer.
Auf dem Rückweg versuche ich nochmal den direkten Weg über die Terrasse.
„Hannes, es geht nicht! Hier wohnen im Moment andere Leute!“ Ich verstehe das nicht. Warum können wir denn nicht hier rein? Wir gehören doch hierhin! Und wir haben das ganze Auto voll Gepäck. Das könnten wir doch hier wieder gut gebrauchen.
Aber Annegret zieht mich zurück und sagt: „Liebstes Hänselchen, irgendwann müssen wir aber wirklich mal nach Hause!“
Und damit zieht sie mich weiter und wir fahren tatsächlich bis ganz nach Hause.
Wisst ihr was?
So übel ist es zu Hause auch nicht!
Ich probiere mal gleich mein schönes Bett aus! Das tut gut. Es hat mir ein bisschen gefehlt.
Und dann muss ich mir den ganzen Urlaub nochmal der Länge nach durch den Körper fahren lassen.
Und am Abend muss ich auf der Terrasse noch ein Dämmerstündchen halten.
O, geht es mir gut!!!
Ich hoffe, euch auch. Oder habe ich euch gelangweilt?
Dann will ich euch nur noch kurze Geschichtelchen schreiben!
Viele Grüße euer Hannes