Über den Satz „Es ist so schnell nichts passiert“, den Annegret von unserm Nachbarn hörte, lacht sie schon seit Wochen. Ich finde ihn gar nicht witzig, denn bei mir passiert überhaupt nix mehr, andauernd! Seit Monaten keine Höhepunkte! Nur Flachetappen.
Wer jetzt weiterliest, ist selbst Schuld!
Einmal hat Annegret mich bei unseren Nachbarn geparkt, weil sie so viel Programm an einem Tag hatte. Unsere Nachbarn sind ja sehr, sehr nett. Normalerweise treffen wir uns jeden Tag mal am Zaun; Annegret plaudert und ich werde gestreichelt. Diesmal aber war ich in Nachbars Haus und wurde nicht nur gut versorgt,
sondern wurde auch richtig lange ausgeführt. Da habe ich vorgeführt, wie mustergültig ich an der Leine laufen kann,
aber wie blöde sich Leinen manchmal benehmen.
Sowas kann ein Rindvieh überhaupt nicht verstehen.
Als wir wieder zurück waren, habe ich ein kleines Bisschen weinen müssen. Das lag aber nicht an meinen Nachbarn, sondern daran, dass Annegret mir mein Bett nicht mitgegeben hatte.
Dann habe ich wochenlang darauf gewartet, dass wir mal in Urlaub fahren. „Nix da“, sagte Annegret, „wir brauchen nicht in Urlaub fahren, bei uns isset schön genug!“
„Augen auf und durch – die schöne Landschaft!“
Was bleibt mir anderes übrig?
Die neue Bank in unserem Revier (Annegret nennt sie nicht Sitz-, sondern „Schmitz-Bank“) habe ich mal getestet.
Herrlicher Blick zum Siebengebirge. Aber nicht gerade ein Höhepunkt in meinem Leben.
Was könnte ich denn noch erzählen? Ach so, wir hatten ja Wahlen im Mai. Ich natürlich mit ins Lokal!
Annegret hat mich noch um Rat gefragt, aber was sie angekreuzt hat, durfte ich nicht sehen.
Dann fing irgendwann die elende Zeit mit den vielen Gewittern an. Ich kann euch sagen! Es ist so grässlich, wenn man solche Angst hat wie ich.
Annegret hat mich mit einem riesigen Stück Stoff zugehängt, damit ich´s überlebe.
Das hilft wenigstens ein Bisschen.
Übrigens hat Annegret ein neues Wachtier angeschafft. „Du bist ja als Wachhund ein hoffnungsloser Taugenichts!“ hat sie gesagt. „Da muss schon noch einer aufpassen, wenn jemand kommt.“
Das ist „Froggy“, ein lustiger Typ. Er sieht alles, aber bellt auch nicht mehr als ich.
Was könnte ich denn noch loswerden?
Ach ja! Wir hatten doch die Fußball-Weltmeisterschaft! Ob ihr´s glaubt oder nicht, – ich habe mir jedes Spiel mit unseren Jungs angesehen!
Annegret war sehr verwundert über mich.
„Seit wann interessierst du dich für Fußball???“
Sie wird schon noch dahinter kommen.
Beim nächsten Spiel, das wir sehen, wundert Annegret sich wieder.
Aber sie achtet nicht auf meine Ohren.
Mich interessiert gar nicht der Fußball.
Ich achte nur auf diese fürchterlichen Pfeifkonzerte.
Man kann nämlich nie wissen, ob nach so schrillen Tönen nicht direkt Silvester anfängt!
Ich meine sogar, es geht schon los!
Mir stehen die Haare zu Berge!
Wie können andere sich da nur freuen?
Ihr Menschen seid schon komisch!
Da sind mir manchmal Tiere lieber. Wir haben seit Neuestem ein Terrassenmäuschen! Dem sehe ich gerne zu, wenn es futtert.
Annegret will es zähmen und mästen und nennt es „Lilli“.
So, ich glaube, das war genug Unwichtiges aus meinem Leben.
Ach halt! Wir fahren doch noch in Urlaub in diesem Jahr. Schon bald! Da werde ich hoffentlich nochmal aufgefrischt und aufgemischt. Wandern wollen wir und haben letzte Woche mal eben eine Probewanderung gemacht. Von Zuhause aus …
Mal eben 16,8 Kilometer!
Kurz bevor wir wieder Zuhause waren, musste ich leider ein Päuschen machen.
Die letzten 2 Kilometer gingen prima und Annegret war begeistert, dass wir 2 Oldies noch so fit sind!
Aber bis wir am Bodensee sind, muss ich sicher noch viele Schäfchen zählen.
Sobald was Wichtiges passiert, melde ich mich wieder bei euch.
Euer Hannes